Hätte man vor anderthalb Jahren eine:n Spaziergänger:in auf der Straße gefragt: „Was macht eigentlich ein Virologe?“ Dann hätten sicher einige geantwortet, das sei ein Computerexperte für Cyber-Abwehr. Heute – mitten in der dritten Corona-Welle – sieht das anders aus. Christian Drosten sitzt in der Bundespressekonferenz neben Angela Merkel, Karl Lauterbach ist Dauergast bei Markus Lanz und alle wissen, wofür die Abkürzung „RKI“ steht.
Noch nie waren so viele Blicke auf Mediziner:innen und Pflegekräfte gerichtet wie in der Pandemie. Gleichzeitig sind Mitarbeitende aus dem Gesundheitswesen auch in ihrem Job so gefordert wie selten zuvor. Für die Verantwortlichen der Internen Kommunikation in Gesundheitseinrichtungen hat Corona damit besondere Herausforderungen gebracht – aber auch neue Möglichkeiten. Nach einem Jahr Pandemie sind das unsere Learnings:
1. Corona zeigt, dass Informieren allein nicht reicht
Kommunikation in Ausnahmesituationen erschöpft sich nicht in reiner Information. Kommunikator:innen müssen intern Emotionen steuern, Stimmungen erkennen, Debatten moderieren und Vorurteile, zum Beispiel gegen das Impfen, ausräumen.
2. Corona generiert Aufmerksamkeit
Durch Corona wird der Gesundheitsbranche viel Aufmerksamkeit geschenkt und das sollte man nutzen. Die Pandemie hat außerdem gezeigt: Sowohl der Aufklärungsbedarf als auch das Interesse in der Bevölkerung an Gesundheitsthemen ist enorm und wird sicher auch über die Pandemie hinaus bestehen bleiben.
3. Corona mobilisiert
Viele Pflegekräfte, Ärzt:innen, Mitarbeitende aus allen Bereichen der Gesundheitsbranche haben sich selbst in der Pandemie eine Plattform gesucht: aufgeklärt, ihre Erfahrungen geteilt und persönliche Geschichten erzählt. Dieser Content ist wertvoll, denn er ist authentisch, realitätsnah und er lässt es menscheln. Auch dieses Engagement sollten Unternehmen im Gesundheitswesen in der Zukunft gezielt nutzen. Es hat nicht selten eine viel höhere Durchschlagskraft als die „offizielle“ Unternehmenskommunikation.
4. Corona hebt die Rolle der Kommunikation hervor
Während man in anderen Branchen längst die Bedeutung von Kommunikation und Marketing für den Unternehmenserfolg erkannt hat, kämpfen diese Disziplinen im Gesundheitswesen immer noch um Beachtung. Corona hat das geändert. In vielen Kliniken zum Beispiel ist ein Bewusstsein dafür entstanden, was professionelle Kommunikation nutzen kann. Das ist die Chance, um im Top-Management für größere Ressourcen zu werben!
5. Corona rückt den Menschen in den Mittelpunkt
In der Pandemie boomen Storytelling-Formate wie Reportagen, Erfahrungsberichte oder Feature. Die Politik darf gerne appellieren. Die Unternehmens-Kommunikation aber ist überzeugender, wenn sie Menschen ihre eigenen Geschichten erzählen lässt. Hautnaher Content schlägt nüchterne Fakten.
Auch wir setzen auf den persönlichen Erfahrungsbericht. Daher haben wir uns von Hilkka Zebothsen, Leiterin Interne Kommunikation beim Klinikbetreiber Asklepios, erzählen lassen, was das letzte Jahr für sie bedeutet hat und was sie daraus mitnimmt. Ihre Learnings und noch mehr Input zum Thema bekommen Sie in unserem neuen ZE-Podcast „Federführend“.
Foto: Matthias Heyde/Unsplash