ZE-Werkstatt
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2023

„Eine klimabewusste Website rentiert sich auf allen Ebenen“

Wäre das Internet ein Land, läge es weltweit auf Platz 6 der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß. Wie nachhaltiges Webdesign diesen ökologischen Fußabdruck verringern kann, erklärt Hannah Magin, UX-Designerin bei allcodesarebeautiful und Mitgründerin von °Cleaner Web.

Wäre das Internet ein Land, läge es weltweit auf Platz 6 der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß. Wie nachhaltiges Webdesign diesen ökologischen Fußabdruck verringern kann, erklärt Hannah Magin, UX-Designerin bei allcodesarebeautiful und Mitgründerin von °Cleaner Web.

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„Eine klimabewusste Website rentiert sich auf allen Ebenen“

Wäre das Internet ein Land, läge es weltweit auf Platz 6 der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß. Wie nachhaltiges Webdesign diesen ökologischen Fußabdruck verringern kann, erklärt Hannah Magin, UX-Designerin bei allcodesarebeautiful und Mitgründerin von °Cleaner Web.

Wäre das Internet ein Land, läge es weltweit auf Platz 6 der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß. Wie nachhaltiges Webdesign diesen ökologischen Fußabdruck verringern kann, erklärt Hannah Magin, UX-Designerin bei allcodesarebeautiful und Mitgründerin von °Cleaner Web.

„Eine klimabewusste Website rentiert sich auf allen Ebenen“

Inwiefern können Websites unnachhaltig sein?
Websites verursachen Emissionen, und zwar immer dann, wenn viel Strom verbraucht wird. Wir haben das einmal für die Website der BILD-Zeitung berechnet: 25,5 Millionen Menschen rufen die Seite jeden Monat auf. Wir schätzen konservativ auf 1,5 Aufrufe pro Besucher:in. Jeder Seitenaufruf verursacht laut unseres Online-Berechnungstools 2,132 Gramm CO2. Damit kommen wir auf 81,55 Tonnen CO2 pro Monat. Zum Vergleich: So viel wird freigesetzt, wenn man 400.000 Kilometer mit einem PKW zurücklegt.

Was sind die größten Klimasünder auf Websites?
Viel Strom wird verbraucht, wenn zu komplexe Funktionen im Einsatz sind, die viel Aufwand am Endgerät fordern, um eine Website darstellen zu können, oder wenn viele Daten fließen. Das passiert zum Beispiel, wenn große Bilder oder Videos geladen werden. Ein absolutes No-Go sind für uns selbststartende Videos, weil sie unnötig Daten verbrauchen und damit nicht nur der Umwelt schaden, sondern auch ungefragt das vielleicht begrenzte Datenvolumen von User:innen reduzieren.

Die gute Nachricht: Hier können wir mit wenig Aufwand große Einsparungen erzielen. Dabei müssen wir nicht komplett auf Bilder und Videos verzichten, auch wenn das natürlich am nachhaltigsten wäre. Es hat schon einen großen Effekt, Dateien nicht zu groß einzubinden und Webformate wie webP oder Avif zu wählen, die wesentlich besser komprimieren als Jpeg oder PNG.

Was kann man sonst noch leicht ändern?
Im ersten Schritt sollte man darüber nachdenken, nur die visuellen Materialien einzusetzen, die wirklich einen Mehrwert bieten. Das reduziert natürlich den Datenfluss. Gleichzeitig finden sich User:innen besser zurecht und müssen auf der Suche nach Inhalten weniger klicken. Jeder Klick bedeutet, dass Dinge geladen werden müssen. Dementsprechend zahlen sich ein durchdachter Aufbau der Website und eine logische Menüführung aus.

Das hat positive Nebeneffekte: Websites laden schneller und werden dadurch besser in Suchmaschinen gerankt. User:innen sind glücklicher mit ihrem Erlebnis und durch die klarere Informationsarchitektur können Hilfstools für Menschen mit Behinderung besser arbeiten. Und wenn man an Konzerne mit riesigen Datenmengen denkt, Streamingdienste etwa, bedeutet das alles auch eine Kostenreduktion. Eine klimabewusste Website rentiert sich also auf allen Ebenen. Übrigens gibt es auch über das Webdesign hinaus einiges zu beachten.

Zum Beispiel?
Jeder Server braucht Strom. Wenn dieser noch nicht aus erneuerbaren Energien kommt, kann ein Wechsel viele Emissionen einsparen. Einen großen Einfluss hat auch ein richtig konfigurierter Browser-Cache. Vereinfacht gesagt werden dort Ergebnisse zwischengespeichert, damit Websites nicht bei jedem Aufruf vom Browser komplett neu aufgebaut werden müssen.

Und viele Programmierer:innen greifen auf sogenannte Libraries zurück, also teilweise riesige Sammlungen von Codes, die im Hintergrund laufen und geladen werden müssen, obwohl an der Stelle nur ein kleines Stück Code nötig wäre. Wir empfehlen also immer, sauberen Code zu nutzen, der keine unnötigen Skripte beinhaltet – zum Beispiel Vanilla JS.

Viele Websites werden als klimafreundlich oder klimaneutral bezeichnet, weil auf Offsetting gesetzt wird – also CO2-Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden. Warum reicht das nicht aus?
Offsetting ist auch eine schöne Möglichkeit. Besser aber finde ich, einen Schaden an der Umwelt gar nicht erst entstehen zu lassen. Wir wollen unnötige Emissionen von vornherein vermeiden, damit wir sie nicht kompensieren müssen. Den Rest kann man dann immer noch ausgleichen oder unabhängig davon in Klimaschutzprojekte investieren.

Was können User:innen tun, um Websites klimabewusst zu nutzen?
Zum Beispiel, wenn möglich, den Darkmode einstellen. Außerdem ist ein Werbeblocker gut, weil er unnötige Skripte blockiert. Wenn man Videos streamt, dann am besten nicht in der besten Qualität. Der Screen eines Smartphones kann 4K sowieso nicht darstellen. Ansonst gibt es natürlich Einstellungen am Endgerät, die den Batterieverbrauch reduzieren, wie die Bildschirmhelligkeit oder den Energiesparmodus. Und die radikalste Lösung: weniger konsumieren.

Wer überprüfen möchte, wie nachhaltig (s)eine Website ist, kann einfach die URL im Klimatest von °Cleaner Web einfügen.

So viel verursachen Internetprozesse im Durchschnitt:

Klimabewusste Websites sind Hannah Magin so wichtig, dass sie mit °Cleaner Web ein Zertifizierungsangebot für nachhaltige Websites mitgegründet hat.

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Geschrieben von Zimmermann Editorial

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Neue Erzähltechniken oder Trends im Editorial Design – in unserem Magazin beschäftigen wir uns mit Medien und Kommunikation.
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