Editorial Design, Webdesign, Messedesign, etc. – dein Portfolio ist sehr breit. Welche Projekte reizen dich am meisten? Und warum?
Das Medium ist für mich oft zweitrangig. Es sind eher die Themen. Gerade arbeite ich viel für Hennes Finest. Sie verkaufen Pfeffer aus Kambodscha. Darin blühe ich total auf, weil es um Genuss geht; um Kochen und Leidenschaft für gute Produkte. Sowas ist natürlich ein wahr gewordener Traum: Wenn das Projekt auch noch richtig gut schmeckt und ein privates Hobby ist.
Du machst viel Corporate Design (CD). Wie übersetzt du den Kern und die Botschaft einer Marke ins Visuelle?
Ich liebe Moodboards und packe da wirklich alles drauf, was mir beim Brainstorming in den Kopf kommt. Hier finden sich dann schnell Farben, die zum Unternehmen passen und man bekommt ein Gefühl in welche Richtung das gesamte Design gehen kann. Ich starte dann meistens mit der Typographie-Findung – sofern keine vorgegeben ist – und daraus entwickeln sich oft die Formen für ein Signet.
Was unterscheidet gutes von schlechtem CD?
Ein gutes CD ist zeitlos, bleibt hängen und kann leicht in verschiedenen Formaten adaptiert werden.
Bei Kundenprojekten geht es darum, ein Produkt oder eine Marke widerzuspiegeln. Inwieweit spiegeln diese Projekte auch dich und deinen eigenen Stil als Art Director und Grafik Designerin wider?
Eine Freundin sagte mal zu einem Entwurf: „Das ist ein richtiges Nathalie Logo“. Und ich glaube sie weiß gar nicht, welches Kompliment sie mir damit gemacht hat. Ich hoffe, in jeder meiner Arbeiten findet man mich wieder. Ganz unabhängig vom Thema. Den Stil entdeckt man im Detail.
Du gibst mit „Néné“ auch dein eigenes, etwas anderes Erotikmagazin heraus. Was reizt dich als Gestalterin am Thema Erotik?
Weniger als Gestalterin. Mehr als Mensch ;). Ich finde das Thema Erotik ist eines der wenigen Themen, die schon seit Gedenken einen Stellenwert im Leben des Menschen haben. Das fasziniert mich. Etwas das niemals out wird, weil es einfach zu uns gehört.
Und mich fasziniert, wie unglaublich facettenreich Erotik ist, weil es so viele unterschiedliche Vorlieben und Orientierungen gibt. Als Gestalterin reizt es mich, das Thema mit Humor zu bespielen und nackte Körper nicht billig und plump, sondern als Kunst zu inszenieren. Auch das begeisterte schon Künstler:innen vor vielen Jahrhunderten. Ist das nicht toll? Ein echter Dauerbrenner.
Was bedeutet für dich Kreativität?
So richtig kreativ bin ich meistens nachts. Also nicht abends, sondern wirklich nachts. Vielleicht ist meine Antwort dann wohl: „Ganz allein sein mit mir selbst sein“.
Welcher Film hat dich zuletzt inspiriert? Und warum?
„Wunderschön“ von Karoline Herfurth. Viele versuchen es, aber dieser Film schafft es. Er ist echt. Echt traurig, echt erschütternd und echt wunderschön. Und er hat mich inspiriert, dankbar und stolz auf mich zu sein.
Und zum Schluss noch aus gegebenem Anlass: Wie sieht eine wirklich kreative Weihnachtskarte aus?
lacht Einfach weiß? Und dann in kleinen Buchstaben in der Mitte „Leise rieselt der Schnee“. Oder einfach weiß.
Mehr Informationen zu Nathalie Herzhoff und ihren Projekten unter bureau-herzhoff .
Fotos: Bozica Babic, Nathalie Herzhoff
