Seit 2017 porträtierst du Menschen, die du in Köln auf der Straße triffst. Wie reagieren die Leute, wenn du sie ansprichst?
Größtenteils positiv – und dass obwohl ich immer direkt mit der Tür ins Haus falle und meistens sogar vergesse, mich selber vorzustellen (lacht). Gerade jüngere Leute sind eigentlich immer schnell dabei. Andere wollen Fotos sehen, die bereits für das Projekt entstanden sind. Denen zeige ich dann auf dem Smartphone meinen Blog Streetportrait. Wenn man den Leuten auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet und sich auf sie einlässt, sind die meisten dabei. Aber das kann eben auch bedeuten, mit jemanden erstmal eine Stunde zu reden und zuzuhören, bevor man ein Foto macht.
Was ist denn der Reiz an den sogenannten „Streetportraits“?
Anders als meine Auftragsarbeiten, die meist mit einem klaren Briefing verbunden sind, haben die Porträts auf der Straße etwas Unplanbares. Wenn ich auf die Leute zugehe und sie frage, ob sie Lust haben, sich von mir fotografieren zu lassen, wissen sie und ich schließlich nie, was als nächstes passiert. Und die Menschen sind nicht extra für die Kamera aufgehübscht und dadurch authentisch.
Welche Menschen interessieren dich?
Für Kundenaufträge arbeite ich viel mit Models, deswegen suche ich auf der Straße eher nach Menschen, die nicht im klassischen Sinne schön sind. Charakter ist mir hierbei besonders wichtig. Je nachdem, ob ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs bin, spreche ich aber ganz unterschiedliche Leute an. Vielleicht liegt es an der Geschwindigkeit, mit der man sich auf dem Rad bewegt, auf jeden Fall achte ich dann mehr auf Äußerlichkeiten, auf ungewöhnliche Outfits und krasse Frisuren. Zu Fuß spreche ich dagegen auch Leute an, die auf subtilere Weise interessant sind.
Wie gelingt es, die Einzigartigkeit der Menschen auf einem Foto festzuhalten?
Gute Frage. Viele Fotografen betreiben enormen Aufwand für die optimale Beleuchtung und bauen viele Blitze auf. Ich finde, gute Porträts müssen die Seele des Menschen zeigen, die Tiefe der Persönlichkeit, seinen persönlichen Ausdruck. Dafür verzichte ich im Zweifelsfall auch mal auf die optimale Beleuchtung. Mehr Seele, weniger Technik sozusagen.
Oscar @ Zollstock. „Wie soll ich mich hinstellen?“
Was hast du beim Fotografieren der Streetsportraits gelernt, was du auch in der Auftragsfotografie anwenden kannst?
Improvisieren und schnelles agieren. Die meisten Leute, die ich auf der Straße treffe, haben wenig Zeit. Sie vor Ort in Szene zu setzen, mit den Gegebenheiten und dem natürlichen Licht umgehen zu können sind Dinge, die mir auch bei meiner „normalen“ Arbeit als Fotograf helfen.